Der Klettergurt ist der zentrale Ausrüstungsgegenstand beim Freizeitklettern. Ob am Fels oder in der Halle, nur mit dem passenden Klettergurt und eingebunden in ein Kletterseil, kann man sich guten Gewissens in die Höhe wagen. Der Markt bietet heute eine Vielzahl innovativer Klettergurte.

 

 

DER KLASSISCHE SITZGURT

Diese klassische Sitzgurtform findet in praktisch jeder Disziplin des Bergsports Anwendung und ist somit der Allrounder unter den Klettergurten. Ob beim Sportklettern, am Fels, im Eis, auf Alpintouren oder im Klettersteig, ein Sitzgurt ist immer dabei. Er bietet optimale Bewegungsfreiheit bei einem hohen Maß an Sicherheit und einem geringen Eigengewicht. Zudem hat der Hüftgurt einen großen Verstellbereich und bis zu acht Materialschlaufen zum sicheren Unterbringen der Ausrüstung. Ein Vorteil des Sitzgurtes ist die sitzende Position beim Hängen. Dadurch ist die Verteilung der Sturzlast auf die Oberschenkel sehr groß.

Die Einschränkungen

Sollte also jeder zugreifen? Hier muss man leider kleine Einschränkungen machen. Kleine Kinder und übergewichtige Kletterinnen und Kletterer sollten zusätzlich auf einen Brustgurt zurückgreifen. In beiden Fällen ist durch die Anatomie der Hüfte und den dadurch verschobenen Körperschwerpunkt sowie die zu geringe Körperspannung der Person ein sicherer Halt im Sitzgurt allein nicht gewährleistet.

Vorteile

  • Sitzende Position -> Schonung der Wirbelsäule
  • Große Bewegungsfreiheit
  • Unterbringung des Materials optimal möglich
  • Geringes Gewicht
  • Kleines Packmaß

 

Nachteile

  • Kann bei ungünstiger Anatomie von der Hüfte rutschen -> Mögliches Risiko bei Überkopfstürzen
  • Erfordert ein gewisses Maß an Körperspannung
  • Nicht optimal beim Hängen mit Rucksack

 

MERKMALE DES BRUSTGURTES

Der Brustgurt ist in manchen Situationen als Ergänzung zum Sitzgurt ratsam. Vor allem allem Personen mit sehr schmaler, wenig ausgeprägter Hüfte (insbesondere Kinder) und Übergewichtige sollten auf diese Kombination zurückgreifen. Im schlimmsten Fall kann sonst ein Sitzgurt allein bei einem Überkopfsturz von der zu schmalen bzw. zu breiten Hüfte rutschen. Auch bei mangelnder Körperspannung schützt der Sitzgurt allein nicht optimal. Wichtig ist aber, dass ein Brustgurt ausschließlich in Kombination mit einem Sitz Gurt zu verwenden ist. Warum? Schon kurzes Hängen im Brustgurt allein kann zu einem Hängetrauma mit schwerwiegenden Folgen führen. Durch das Bandmaterial in der Achselhöhle werden wichtige Blutgefäße abgeschnürt. Man erleidet den sogenannten Kreuzigungstod.

Auch Fotograf*innen und Alpinist*innen, die lange mit Rucksack und viel Ausrüstung im Seil hängen, greifen gerne auf die Kombination von Sitz- und Brustgurt zurück. Durch die gute Verteilung der Last und die aufrechte Position beim Hängen ist weniger Körperspannung nötig und die Muskeln im Rumpfbereich ermüden nicht so schnell.

Der Brustgurt wird meist über eine zusätzliche Bandschlinge mit dem Sitzgurt verbunden. Alternativ kann das Kletterseil auch wie rechts abgebildet direkt durch den Brustgurt geführt werden.

Vorteile

  • Komfortables Hängen in Kombination mit einem Sitzgurt
  • Aufrechte Hängeposition
  • Kein Risiko bei Überkopfstürzen
  • Unterstützt und entlastet beim Hängen mit Rucksack

 

Nachteile

  • Zusätzlicher Sitzgurt wird benötigt
  • Leicht eingeschränkte Bewegungsfreiheit

DER KOMPLETTGURT

Im Großen und Ganzen entspricht der Komplettgurt in seiner Funktion der Kombination aus Sitz- und Brustgurt. Zusätzlich weist dieser einteilige Gurttyp aber Vorteile in der Handhabung auf. Im Gegensatz zur Kombination aus Sitz- und Brustgurt muss hier nicht vor dem Einbinden der Brustgurt mithilfe einer Bandschlinge mit dem Sitzgurt verbunden werden. Der Komplettgurt hat einen sehr großen Verstellbereich und lässt sich leicht an die eigene Größe anpassen. Deshalb ist dieser Gurttyp besonders beliebt im Verleihbetrieb und auch für Hochseilgärten gut geeignet. Allerdings haben Komplettgurte ein vergleichsweise großes Eigengewicht und Packmaß. Zudem ist die Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkter.

Vorteile

  • Aufrechte Hängeposition
  • Relativ einfache Handhabung
  • Kein Risiko bei Überkopfstürzen
  • Unterstützt und entlastet beim Hängen mit Rucksack

Nachteile

  • Großes Packmaß
  • Relativ großes Gewicht
  • Leicht eingeschränkte Bewegungsfreiheit