Aktivität: Klettersteiggehen

Auf Klettersteigen die alpine Welt entdecken

Deine perfekte Klettersteigausrüstung

Was ist ein Klettersteig und wie funktionieren Klettersteigtouren?

Du bist hoch oben im Gebirge und balancierst über eine wackelige Hängebrücke. Unter dir rauscht der tobende Wasserfall in den Abgrund und auf dem Weg zum Gipfel wartet eine steile Bergwand mit einzigartigen Felsformationen. Das ist eine typische Klettersteigsituation. Klettersteiggehen ist eine spannende Möglichkeit, sich selbstständig ohne aufwendige Sicherungstechnik in der alpinen Welt zu bewegen. Ein Einstieg in die Vertikale und ein Riesenspaß, gerade auch für Kinder. Klettersteige öffnen die Tür in ein Gelände, das ohne diese Eisenwege für viele unerreichbar wäre.

Ein Klettersteig oder Via Ferrata ist ein mit Drahtseilen gesicherter Weg durch mehr oder weniger steiles oder ausgesetztes Gelände. Das Drahtseil ist je nach Schwierigkeitsgrad und Geländeform in unterschiedlichen Abständen mit dem Fels verankert. Die Klettersteiggeher*innen nutzen es, um sich mit dem Klettersteigset zu sichern und können sich daran festhalten oder hochziehen. Zusätzlich helfen Trittstufen, Eisenleitern und -stifte sowie in den Fels gemeißelte Tritte und Griffe beim Erklimmen des Klettersteigs. Je nach Exponiertheit weht einem da mal mehr oder weniger Höhenluft um die Nase.

Was muss man beim Klettersteiggehen beachten?

Klettersteiggehen ist nicht schwer. Egal, ob es dein erster Klettersteig ist oder du schon Erfahrung hast, du kannst aus einer Vielfalt von Steigen mit unterschiedlichen Längen, Schwierigkeitsgraden und Ausgesetztheit wählen. Auf jeden Fall ist es ein spannendes Erlebnis! Es gibt aber einige Regeln, an die man sich halten sollte, damit das Abenteuer nicht mit einer unangenehmen Erfahrung oder sogar einem Unfall endet. Wer noch nie auf einem Klettersteig war, sollte unbedingt einen Kurs machen, zum Beispiel beim Alpenverein oder einer Bergschule, um sich das nötige Know-how anzueignen. So bist du am sichersten unterwegs!

 

Wichtig ist auf jeden Fall, dass du weißt, wie du sicher mit deiner Ausrüstung umgehst. Deshalb erläutern wir hier jedes einzelne Teil deiner technischen Klettersteigausrüstung.

    Welche Klettersteigausrüstung brauche ich?

    Die Komplettausrüstung fürs Klettersteiggehen – made by EDELRID

    Um einen Klettersteig sicher begehen zu können, brauchst du die richtige Ausrüstung.

    Die kletterspezifische Grundausrüstung besteht aus:

    1. Klettersteigset (EN 958:2017)
    2. Klettergurt (EN 12277-C)
    3. Helm (EN 12492)
    4. Handschuhe

    Je nach Anforderungen und Schwierigkeit eines Klettersteiges empfehlen wir die Mitnahme von weiterer Sicherheitsausrüstung, die wir weiter unten erklären.

    EDELRID Klettersteigsets

    Das Klettersteigset

    Das Klettersteigset ermöglicht dir ein sicheres Bergerlebnis. Es verbindet dich wie eine Nabelschnur mit dem Drahtseil und ist der zentrale Ausrüstungsgegenstand auf jedem Klettersteig. Das Klettersteigset hat eine Y-Form und besteht aus zwei Karabinern, die über zwei Äste mit einem textilen Bandfalldämpfer verbunden sind. Solltest du einmal stürzen, reißt der Bandfalldämpfer auf, wodurch die Sturzenergie (Fangstoß) absorbiert und der Sturz dynamisch abgebremst wird. Das Klettersteigset wird über ein eingenähtes Band mittels Ankerstich direkt in die Einbindeschlaufe des Klettergurts eingeknotet.

    Du solltest grundsätzlich immer beide Karabiner einhängen. Wenn du an einen Verankerungspunkt kommst, musst du nacheinander umhängen:

    • Einen Klettersteigkarabiner in den nächsten Abschnitt hängen.
    • Währenddessen bist du noch mit dem zweiten Karabiner im hinteren Abschnitt gesichert.
    • Den hinteren Karabiner zum ersten Karabiner in den vorderen Abschnitt klinken. 

    Der Umgang mit dem Klettersteigset will geübt sein – deshalb: lieber mit einfachen Touren starten und sich nach und nach an schwerere Klettersteige herantasten.

    Wie ist ein modernes Klettersteigset aufgebaut?

    1. Klettersteigkarabiner
    2. Elastische Äste
    3. Swivel
    4. Bandfalldämpfer
    5. Einbindeschlaufe
    6. Aufnahme für Rastkarabiner

    Der Klettergurt

    Der Klettergurt ist die Verbindung zu deinem Klettersteigset. Das Klettersteigset befestigst du in der Einbindeschlaufe des Gurts. Bei einem Sturz wird die Last flächig auf Oberschenkel und Lendenbereich übertragen und die Wirbelsäule weniger stark belastet. Im Idealfall trägt der Hüftgurt nicht auf und fühlt sich auch auf langen Touren angenehm an. Für ein sicheres Klettersteiggehen mit Kindern empfehlen wir zusätzlich zum Hüftgurt einen Brustgurt oder einen Komplettgurt. So bleiben die Kleinen auch bei einem Sturz aufrecht. Auch wenn du planst, einen schweren Rucksack mitzunehmen, kann eine Kombination von Brust- und Hüftgurt für mehr Sicherheit sorgen.

     

    Der Helm

    Der Helm schützt vor Steinschlag und Verletzungen bei einem Sturz. Der Helm sollte leicht sein, gut sitzen, Lüftungsöffnungen haben und sich problemlos auf jede Kopfgröße und -form einstellen lassen.

     

    Die Handschuhe

    Wir empfehlen auf dem Klettersteig eng anliegende Lederhandschuhe zu tragen, um deine Hände vor Verletzungen zu schützen. Denn das Drahtseil kann scharfe Litzen oder spitze Enden haben. Wichtig ist ein fester Handgelenksabschluss. Er verhindert das Herausrutschen aus den Handschuhen, wenn man stark schwitzt.

    Ideal für Kinder auf dem Klettersteig: Das VIA FERRATA BELAY KIT

    Es gibt Situationen, in denen eine zusätzliche Seilsicherung sinnvoll sein kann. In senkrechten oder technischen anspruchsvollen Passagen kannst du so das Sturzrisiko reduzieren. Anfänger*innen und Kinder fühlen sich sicherer und können die Bergwelt befreiter erleben. Da alle Klettersteigsets auf ein Körpergewicht von über 40 kg ausgelegt sind, müssen Personen unter 40 kg konsequent per Seil gesichert werden. Dazu musst du aber die dafür notwendige Seil- und Sicherungstechnik beherrschen. Deutlich einfacher geht es mit dem VIA FERRATA BELAY KIT. Es besteht aus einer Sicherungsplatte mit automatischer Rücklaufsperre und einem 15 m Sicherungsseil mit vernähten Endverbindungen. Es ist besonders leicht und kompakt und lässt sich dank Farbcodierung intuitiv bedienen.

    Du solltest auf einem Klettersteig nicht dauerhaft mit dem Seil sichern, weil das relativ viel Zeit in Anspruch nimmt (Staugefahr). Viel besser ist es, die Tour angemessen am Leistungsniveau der Gruppe zu wählen und die Seilsicherungsmethode möglichst selten einzusetzen.

    Du möchtest mehr über das VIA FERRATA BELAY KIT erfahren?

    Schwierigkeitsgrade und die Wahl des richtigen Klettersteigs

    A, B, C, PD, TD, MD, F oder MFG - mit freundlichen Grüßen? 

    Wenn du schon mal in einem Klettersteigführer geblättert oder eine bestimmte Tour im Internet herausgesucht hast, bist du bestimmt auf eine dieser Schwierigkeitsbewertungen (siehe Tabelle unten) gestoßen. Bei der Planung ist es wichtig zu wissen, auf was man sich einlässt, denn je schwieriger ein Klettersteig ist, desto mehr Kraft, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und mentale Stärke fordert er.

    Je nach Führer und Land kannst du die Schwierigkeitsgrade nicht miteinander vergleichen, weil es leider noch keine einheitliche, aufeinander abgestimmte Skala gibt. Deshalb solltest du bei der Tourenplanung den Schwierigkeitsgrad als Anhaltspunkt nutzen, zusätzlich die Beschreibungen genau durchlesen und auch Faktoren wie Zustieg, Dauer oder Höhenunterschied sowie Wettervorhersage nicht vergessen.

    Österreich / Deutschland Italien Frankreich
    A F (facile) F (facile)
    A/B M/D (media difficoltá) PD (peu difficile)
    B M/D (media difficoltá) PD (peu difficile)
    B/C D (difficile) D (difficile)
    C D (difficile) D (difficile)
    C/D MD (molto difficile) TD (trés difficile)
    D D (extrema difficoltá) D (extremement difficile)
    D/E D (extrema difficoltá) D (extremement difficile)
    E D (extrema difficoltá) D (extremement difficile)
    E/F D (extrema difficoltá) D (extremement difficile)
    F D (extrema difficoltá) D (extremement difficile)

    Wenn du dich für mögliche Gefahren auf dem Klettersteig interessiert, schau dir unseren Artikel in der Knowledge Base an:

      Geschichte: Woher kommen Klettersteige eigentlich?

      Klettersteige gibt es schon lange. Ihre bewegte Geschichte reicht weit in das 19. Jahrhundert zurück. Auch vorher gab es schon vereinzelt Steige durch die Berge. Diese waren aber rein wirtschaftliche Transportwege mit Steighilfen aus Holz, jedoch ohne Absicherung.

      Erste Klettersteige

      Schon 1843 wurde der erste Klettersteig am Dachstein in der Steiermark errichtet. Das Team um Friedrich Simony sicherte damals erstmals einen alpinen Weg dauerhaft mit Eisen ab. Bis 1903 folgten Klettersteige am Großglockner, an der Zugspitze und in den Pyrenäen. Im Ersten Weltkrieg bauten Soldaten Eisenwege, um sich einfacher in den Bergen bewegen zu können und die Versorgung mit Nachschub zu sichern. Ein solcher Klettersteig befindet sich zum Beispiel am Toblinger Knoten. Dieser und ähnliche Klettersteige werden meist in den Klettersteigführern als „historische Klettersteige" gelistet.

       

      Moderne Sportklettersteige

      Heutige Klettersteige haben überwiegend einen sportlichen Charakter. Es gibt zahlreiche, teils kreative Herausforderungen wie überhängende Leitern, wackelige Hängebrücken oder Seile zum Balancieren über eine Schlucht. Das Abenteuer in der Vertikalen wird dabei oft mit einem tollen Gipfelerlebnis und traumhaften Aussichten gekrönt. Heute gibt es aber auch reine Sportsteige oder Fun-Klettersteige, bei denen nicht das alpine Ziel, sondern der Klettersteig an sich im Fokus steht. Teilweise finden sich sogar Steige an alten Silos oder ähnlichen Industrieanlagen.