Bei einer Verwendung während dem LRS-Kletterns fehlen oft alle drei günstigen Faktoren:
Es gibt keine Bremshand am Seil, Stürze können direkt oder kurz nach dem Einhängen der Zwischensicherung und bei großem Abstand zum Stand erfolgen, was zu einem sehr geringen Impuls auf das Gerät führt. Das Seil kann durch das Gerät laufen, die Haftreibung geht in Gleitreibung über und der Mechanismus wird nicht aktiviert. Schließlich fehlt das Gewicht des Seils auf der Bremsseite, da die Cache-Loop das Bremsseil darstellt und dieses sich aufgrund der Schwerkraft mit der fallenden Person nach unten bewegt, so dass es im Moment des Sturzes schwerelos ist.
Außerdem werden die Geräte oft von den Nutzern modifiziert, um das Gerät besser bedienbar zu machen und den Seildurchlauf zu erleichtern. Zu diesem Zeitpunkt haften die Hersteller der Geräte nicht mehr für Unfälle, die auf Fehlfunktionen der Geräte zurückzuführen sind. Alle Hersteller dieser Geräte fordern in ihren Gebrauchsanleitungen ausdrücklich das Bremshandprinzip, das beim LRS nicht erfüllt werden kann. Außerdem schließen die Hersteller die Haftung für unzulässige bauliche Veränderungen an ihren Geräten aus.
Wir haben eine Reihe von Tests zum Einsatz von Bremsgeräten nach EN 15151-1 im LRS durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass im ungünstigsten Fall - in der Nähe des letzten Hakens oder unmittelbar nach dem Clippen des Hakens - bei einer mittelgroßen Cache-Loop (ca. 1-3 m Seil) typischerweise die gesamte Länge der Cache-Loop in das Gerät gezogen wird, bis der minimale Widerstand der Cache-Loopbefestigung den notwendigen Widerstand zur Aktivierung des Bremsmechanismus bietet.
Insbesondere in der Nähe des Hakens, wo der Impuls auf das Bremsseil im Gerät gering ist, muss man mit einer Fallstrecke bis zum Ende der Cacheloop rechnen.
Gegenmaßnahmen:
Allein das Bewusstsein für dieses Risiko kann bereits eine Gegenmaßnahme sein, da die kletternde Personihr Verhalten in Bereichen und Situationen mit erhöhtem Risiko anpassen kann, indem sie beispielsweise einen defensiveren Kletterstil anwendet.
Vor allem oberhalb von Felsvorsprüngen oder in aufprallgefährdeten Situationen ist es sinnvoll, mehrere kleinere Cacheloops vorzubereiten oder eine einzelne Cacheloop klein zu halten, um den Seildurchlauf im Falle eines Sturzes und des Versagens des Klemmmechanismus des Geräts so gering wie möglich zu halten. Regelmäßige Stopperknoten im Seil begrenzen die Sturzstrecke über die Sicherheit der Cacheloops hinaus.
Verbleibendes Risiko:
Obwohl das Restrisiko durch diese Maßnahmen reduziert werden kann, werden im Sinne eines realistischen Kletterflusses immer größere Cacheloops erforderlich sein und das Risiko eines weiteren Sturzes mit möglichen Verletzungen durch Aufprall oder Kollision kann nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Hinweis: Im Rahmen der Untersuchungen für diese Publikation wurden verschiedene auf dem Markt befindliche Geräte-Seil-Kombinationen getestet und es wurde festgestellt, dass es Kombinationen gibt, die zwar den einschlägigen Normen entsprechen, aber im Extremfall eines Sturzes mit Faktor 2 zu schweren Seilschäden bis hin zum Seilriss im Gerät führen können. Eine eindeutige Funktion der verwendeten Kombination kann nur durch geeignete Tests oder durch Rücksprache mit den Herstellern ermittelt werden.