Heutzutage gibt es wenige Outdoorsportler*innen, die den Klimawandel leugnen. Vielleicht liegt das daran, weil wir Wälder sehen, die in Flammen stehen, auf schwindenden Gletschern wandern und Berge besteigen, die auseinanderbrechen. Das könnten düstere Aussichten sein. Doch das Gute ist, dass wir Bergsportler*innen oft an Unmögliches glauben. Beim Klettern geht es darum, Probleme zu erkennen und sich einen Weg durch sie zu bahnen. Die mentale Komponente des Problemlösens überträgt sich oft auf andere Lebensbereiche, und so ist es nicht überraschend, dass von Bergsportler*innen geführte Unternehmen heute nach Antworten auf diese Umweltkrise suchen.

In den letzten zehn Jahren habe ich mich zunehmend damit auseinandergesetzt, was wir als Outdoorgemeinschaft tun können, um unseren Planeten zu retten. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es so einfach ist wie Flaschen zu recyceln, weniger zu fliegen und weniger Fleisch zu essen. Diese kleinen Maßnahmen sind wichtig – für uns Einzelne. Meiner Meinung nach haben wir aber einen richtig großen Einfluss, indem wir Maßnahmen von den Politiker*innen und den Unternehmen fordern, deren Waren wir kaufen. Durch die Entscheidung für Produkte, die einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten, zeigen wir den Unternehmen, dass wir mehr davon wollen. Dadurch nehmen diese Firmen eine umweltfreundlichere Haltung ein und verbreiten diese Kultur durch die Geschichten, die sie erzählen. Dies führt zu Wählerstimmen, und die Politik hat keine andere Wahl mehr, als zuzuhören.

Die gute Nachricht ist, dass dieses Feedback bereits Wirkung zeigt. Ich war im Laufe der Jahre Botschafter für viele Outdoormarken. Für mich ist es klar, dass die Unternehmen, die sich frühzeitig auf Umweltlösungen konzentriert haben, heute am erfolgreichsten sind. Diese Firmen inspirieren andere dazu, ihrem Beispiel zu folgen. Die Outdoor-Branche beeinflusst also andere, umweltfreundlicher zu handeln. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem Unternehmen ohne Nachhaltigkeitspläne als Schurken bezeichnet werden. Ich glaube nicht, dass das ein so fernes Szenario ist.

Outdoorunternehmen gründen Programme wie „B Corp“ und „1 Percent for the Planet“, die inzwischen Tausende von Mitgliedern haben. Sie schaffen Reparaturprojekte und ermutigen die Menschen, ihre Dinge zu reparieren und sie am Ende der Produktlebensdauer zu recyceln. Viele haben sich beispielsweise auch zum Ziel gesetzt, bis 2030 kohlenstoffneutral zu agieren. Sie investieren auch in ökologische Landwirtschaft. Ich könnte noch viel mehr aufzählen.

    In gewisser Weise hat die Bekleidungsindustrie einen leichteren Weg zur Nachhaltigkeit als andere Bereiche der Outdoorindustrie. Die Gewinnspannen sind hoch und an Bekleidung hängt meistens kein Leben. Die Herstellerfirmen von Seilen und Kletterausrüstung machen weniger Gewinn und ihre Produkte müssen strenge Sicherheitsstandards erfüllen. Aber es braucht nur ein Unternehmen in einer bestimmten Nische, um zu beweisen, dass man es besser machen kann. Genau aus diesem Grund setze ich bei Kletterausrüstung auf EDELRID.

    Seit vielen Jahren zeigt EDELRID Innovationsgeist. Schon seit der Erfindung des dynamischen Kletterseils und des Sitzgurtes. In Nordamerika war das Unternehmen bis vor ein paar Jahren eher unbekannt, bis die besten Alpinisten und Alpinistinnen der Welt begannen, EDELRID Seile für ihre wichtigsten Kletterprojekte zu horten. Bei großen, modernen Alpinrouten ist die Haltbarkeit der Seile oft der limitierende Faktor und EDELRID Seile waren einfach besser. Heute floriert EDELRID, weil es dem Unternehmen gelingt, qualitativ hochwertige, innovative und sichere Produkte herzustellen und kreative Wege zu finden, den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

    Die ersten Durchbrüche im Bereich der Nachhaltigkeit erzielten sie nach dem Vorbild der Bekleidungsindustrie. EDELRID führte die Zertifizierung durch eine dritte Partei namens bluesign® ein, was bedeutet, dass die Textilien den höchsten Umweltstandards genügen müssen. Um diese Standards zu erfüllen, musste enorm in neue Produktionsprozesse investiert werden. Die meisten Verbraucher hatten zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, was bluesign® ist. Auch die Einzelhändler haben es nicht gefordert. Diese Entscheidung war ein deutliches Zeichen für die Absicht von EDELRID, das Richtige zu tun. Heute sind die meisten Seile, Schlingen und Gurte bluesign®-zertifiziert.

    Einer der kritischsten Prozesse in der Textilproduktion ist der Einsatz von wasserabweisenden per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC). PFCs sowie insbesondere die Unterkategorie von PFAS werden mit Krebs, Nierenerkrankungen und Fortpflanzungsproblemen in Verbindung gebracht. Sie sind auch dann noch schädlich, wenn sie auf einen Gehalt von 1 Promille verdünnt werden. Es sind die Chemikalien, die dafür sorgen, dass Wasser eine Tropfenform annimmt und von Stoffen abperlt. PFCs werden auch zur Imprägnierung von Seilen verwendet. EDELRID ist seit Jahren auf der Suche nach einer Alternative. Da ein Seil ein dreidimensionales Produkt mit zahlreichen durch die Kern- und Mantelgarne bedingten Hohlräume ist, ist es sehr viel schwieriger die gleiche Performance an Wasserabweisung zu erlangen wie bei zweidimensionalen Produkten, z. B. Jacken. Zudem vertrauen wir dem Seil unser Leben an – die Behandlung darf also keinesfalls die Funktionsfähigkeit oder Haltbarkeit beeinträchtigen. Mit der Eco Dry Ausrüstung hat EDELRID eine weniger schädliche chemische Imprägnierung, vollkommen frei von PFC und PFAS, gefunden, um den UIAA-Standard für wasserabweisende Seile zu erfüllen.

    Seile werden aus Nylon hergestellt, das aus Kunststoff besteht. Das Recycling von Kunststoffen wird immer besser. Der größte Nachteil ist, dass sich die Fasern verkürzen und schwächer werden, wenn man den Kunststoff einschmelzt und zu einem neuen Produkt verarbeitet. Deshalb ist recycelter Kunststoff qualitativ nicht so gut wie das Original. Bei Produkten wie Terrassendielen, Getränkebehältern oder sogar Bekleidung aus synthetischen Materialien ist das kein so großes Problem. Aber bei Seilen ist es wichtig, dass die Fasern so stark wie möglich sind. Da dürfen keine Kompromisse gemacht werden.

    Die meisten Herstellerfirmen von Seilen glaubten, dass gute Kletterseile niemals vollständig aus recyceltem Material bestehen könnten. Doch EDELRID hat sich auch diesem Problem gestellt und eine Lösung gefunden. Das Ergebnis ist das erste Seil der Welt, das aus Pre-Consumer-Seilen hergestellt wurde.

    Diese Innovation finde ich besonders spannend. Wenn wir es also mit Seilen schaffen, sollte es für praktisch alles möglich sein. Natürlich ist das nur ein Schritt auf dem Weg dahin, auch unsere alten, ausgedienten Seile in etwas Neues zu verwandeln. Es beweist aber, dass es möglich ist und wir es vielleicht irgendwann komplett schaffen werden.

    Bei Kletterausrüstung aus Metall war noch mehr Kreativität gefragt. Denn hier gibt es gar keine Zertifizierung in Bezug auf Nachhaltigkeit durch Dritte. EDELRID tüftelte an diesem Problem und entschied sich dafür, Produkte zu entwickeln, die sich weniger abnutzen und eine viel längere Lebensdauer haben. Die bahnbrechende Idee war in diesem Fall der strategische Einsatz von Stahl. Vor einigen Jahren brachte das Unternehmen die BULLETPROOF Karabiner auf den Markt. Durch den Einsatz von Stahl an den Stellen, die dem Verschleiß besonders ausgesetzt sind, sollen diese Karabiner nun ein Leben lang oder sogar noch länger halten.

    Manchmal sind die einfachsten Lösungen auch die cleversten. Das ist beim HMS BULLETPROOF FG ECO Karabiner der Fall. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass heutzutage alle Karabiner glänzen und bunt sind? Für diesen Effekt ist ein hochgiftiges Verfahren erforderlich, das Eloxieren heißt. EDELRID hat sich gefragt, ob dieser Prozess notwendig ist und wie sich herausstellte, ist die Antwort „Nein“. Ich habe meinen nicht eloxierten Musterkarabiner monatelang in Schnee und Regen liegen lassen – kein Rost ... Nachdem ich ihn, wie meine anderen Karabiner auch, ein wenig geschmiert hatte, funktionierte er einwandfrei und sah aus wie neu. Der Karabiner hat zudem einen coolen Vintage-Look.

    Um beim Klettern voranzukommen, müssen wir kreativ sein. Um sicher unterwegs zu sein, müssen wir lernen, potenzielle Gefahren zu analysieren und unsere Ausrüstung und Systeme dementsprechend anzupassen. Genauso müssen wir mit unserem Planeten umgehen. Wir sollten unseren Lebensstil und unseren Konsum immer wieder überdenken. Das Clean-Climbing-Ethos aus den goldenen Yosemite-Zeiten hat mich gelehrt, dass die Minimierung unserer Auswirkungen und das Leben nach ethischen Standards diesem Sport mehr Ansehen verschafft haben. Wenn wir das auch in anderen Bereichen unseres Lebens befolgen, kommen wir einer echten Nachhaltigkeit Schritt für Schritt näher.

     

    Tommy Caldwell

    Profi-Kletterer und EDELRID Ambassador. Hat 13 Routen am El Capitan frei geklettert, ist und begibt sich auf die Mission, unseren Planeten zu schützen.