CLIMB & SAIL

„Im Sommer hatte ich die Möglichkeit, an einem umweltpädagogischen Kletterprojekt in Brasilien teilzunehmen. Das Segelboot Maewan war für dreieinhalb Wochen mein Zuhause.
Die gleichnamige gemeinnützige Organisation verfolgt das Ziel, das kollektive Wohlergehen in einer Welt mit begrenzten Ressourcen zu fördern. Seit sechseinhalb Jahren umrundet sie die Welt, unterstützt Programme mit Weltklassesportlern und verbindet Sport mit lokalen Bildungs- und Umweltaktivitäten.“

Die Maewan sollte von Florianopolis nach Rio de Janeiro segeln. Ich war sofort von dem Projekt angetan, da es zwei meiner Lieblingssportarten– Klettern und Surfen – mit Workshops für benachteiligte Jugendliche in einer der Favelas von Rio de Janeiro verband. Dieses Abenteuer war eine großartige Gelegenheit, die #ClimbGreen-Bewegung in die Tat umzusetzen, denn viel grüner als mit dem Boot zu Klettergebieten zu segeln und mit dem SUP das Ufer zu erreichen, geht es kaum!

Ich ging in der Nähe von São Paulo an Bord. Für die brasilianische Etappe bestand die Crew zunächst aus Erwan Le Lann (Skipper, Bergführer und Co-Leiter der Expedition), Marion Courtois (Präsidentin und Co-Leiterin der Expedition), Monica Dalmasso (Fotografin), Juliana Petters (Kletterin), Lani, ihrer 11-jährigen Tochter und mir. In Rio gesellten sich Antony Newton und Pablo Signoret (Highliner und BASE-Jumper) sowie Julie Mailhé, eine Klimaexpertin zu uns.

Als ich die Maewan sah, war mein erster Eindruck: „Sie ist viel zu klein! Wie sollen wir denn da reinpassen? Und warum schaukelt sie so?“ Um ehrlich zu sein, dachte ich, ich würde das nicht überleben. Schließlich war es aber ein grandioses Erlebnis. Die Maewan ist speziell für ein ökologisch verantwortungsvolles Leben konzipiert. Sie hat keine Dusche, keine Toilette (das macht der Ozean), spart Wasser (Meerwasser zum Reinigen des Geschirrs) und vermeidet Abfall (Kompostierung). Die Besatzung isst lokale und saisonale Lebensmittel.

In den ersten zwei Wochen kletterten und surften wir an verschiedenen Orten (Ilha Bela, Ubatuba, Parati). Wir gingen auf Entdeckungsreise nach neuen Klettergebieten. Mein Favorit war Pontão da Fortaleza. Das brasilianische Boulderparadies in Ubatuba, am Ende des Strandes von Fortaleza, hat uns sofort in seinen Bann gezogen. Der Fels ist fantastisch, die Gegend außergewöhnlich und die Boulder sind Weltklasse. Es gibt mehr als 100 Probleme und einen Führer.

Ein weiterer cooler Ort und Surfspot war der Strand von Cepilho, in der Nähe von Parati. Es gibt superviele Blöcke, aber ein Großteil des Sandsteins ist sehr rutschig. Erwan und ich kletterten ein paar Probleme, darunter einen schönen High-Ball-Riss.

Dann tauschten wir die Kletterschuhe gegen Neoprenanzüge und machten eine kurze Surfsession, gefolgt von Pão de Queijo (brasilianische Käsebrötchen) mit den Füßen im Sand.

Die letzten zehn Tage der Reise verbrachten wir in Rio, wo wir in einer Favela arbeiteten. Nach zwei Wochen in der Natur mit keinem anderen Geräusch als dem der Wellen waren wir ganz schön überwältigt von Rio. Vor allem, weil wir das Boot am Fuße des Pao de Azucar (Zuckerhut) festmachten, einem sehr lebendigen Ort.

Unser Ziel war es, Workshops für Kinder in der Gemeinde zu veranstalten und ein Bewusstsein für ökologische Verantwortung zu schaffen. Gleichzeitig halfen wir den Erwachsenen vor Ort, ihre beruflichen (manchmal auch sportlichen) Projekte zu entwickeln. Die Woche verging wie im Flug. Die Kinder strotzten vor Energie und die Erwachsenen waren hoch motiviert. Mithilfe eines Surfclubs in der Favela haben wir sogar eine Surfsession organisiert. Und wir konnten die Kinder dazu ermutigen, am Strand zu klettern. Für sie war es das erste Mal – es war toll zu sehen, wie unglaublich viel Spaß sie hatten.

Die Favelas Babilonia und Chapeu Mangueira sind bunte, lebendige, dynamische, fröhliche Orte voll menschlicher Wärme – trotz Drogenkartellen, korrupter Polizei, Schießereien, Angst und Schmerz. Die Woche endete mit einem einzigartigen Erlebnis für alle – dem Anblick von Pablo und Anto, die zum ersten Mal in Rio de Janeiro auf einer Highline über die Favela liefen. Alle waren gekommen, um ihnen zuzusehen und zuzujubeln, sogar die Polizei. Das war ein besonderer, fast magischer Moment.

Während unserer Zeit in der Favela hatten wir in unserer Freizeit am Wochenende eine nächtliche Bouldersession, eine Mehrseillänge am Zuckerhut und etwas Sportklettern eingeplant. Rio bietet ein breites Spektrum an Klettermöglichkeiten mit unglaublich gutem Fels.

Diese Reise war für mich eine sehr erfüllende Erfahrung. Auf einem Segelboot unter einfachsten Bedingungen zu leben, einen grüneren Ansatz beim Klettern zu wählen, Wissen über die Umwelt mit Kindern zu teilen, Erwachsenen zu helfen, ihre eigenen Projekte zu entwickeln und Zeit in der Favela mit Menschen zu verbringen, die sehr wenig haben. All das war sehr inspirierend.

VIELEN DANK AN ALLE, DIE DAS MÖGLICH GEMACHT HABEN!

Mehr zum Projekt: https://www.maewan.com