Karabiner kommen in unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz. Entsprechend breit gefächert ist das Angebot auf dem Markt. Jedes Jahr kommen neue Modelle hinzu. Schnapper, Schrauber, Materialkarabiner, Expresskarabiner, HMS-Karabiner, Twist Lock, ... da kann man schnell einmal den Überblick verlieren. Prinzipiell kann man Karabiner in drei Gruppen unterteilen: 

1. Materialkarabiner, 2. Basis- oder Normalkarabiner (oft auch Schnappkarabiner genannt) und 3. Karabiner mit Verschlusssicherung.

Karabiner in Herz oder Tierform? Materialkarabiner existieren heute in allen möglichen Formen. Viele Materialkarabiner werden rein zur Zierde, zum Beispiel am Reißverschluss eines Rucksacks oder als Schlüsselanhänger verwendet. Man kann mit Materialkarabinern aber durchaus auch den Chalkbag oder die Schuhe am Gurt oder die Trinkflasche am Rucksack befestigen. Aber Vorsicht: Der Name ist Programm, denn Materialkarabiner dürfen auf keinen Fall zum Sichern von Personen verwendet werden! Sie sind nicht als Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen Absturz zertifiziert. Folglich muss ein Materialkarabiner weder einer Norm entsprechen noch besonderen Chargenprüfungen unterzogen werden.

Eisschraubenclips sind eine wichtige Sonderform der Materialkarabiner. In Eis- oder Mixedkletterrouten muss oft eine größere Anzahl von Einschrauben zur Sicherung mit in die Route genommen werden. Damit diese sicher am Gurt verstaut werden können, sind Eisschraubenclips unumgänglich. Bei Verwendung von anderen Karabinerformen wären die Schrauben umständlich ein- und wieder auszuhängen und würden störend am Bein pendeln. Viele Klettergurte haben seitliche Ösen, die zum Befestigen der Eisschraubenclips vorgesehen sind. Nochmals sei allerdings gesagt: Niemals einen Karabiner zur Personensicherung verwenden, der nicht der EN-Norm 12275 bzw. 362 entspricht und somit rein als Materialkarabiner verwendet werden darf. Also auch keinen Eisschraubenclip.

BASIS- UND NORMALKARABINER

Als Normal- oder Basiskarabiner werden alle Karabiner bezeichnet, die lediglich einen Verschlussschnapper, aber keine Verschlusssicherung besitzen. Meist kommen diese Karabiner in Expressschlingen zum Einsatz. Sie können sowohl einzeln als auch im Set als fertige Expressschlinge erworben werden. Normalkarabiner lassen sich zwar leichter bedienen als Verschlusskarabiner, allerdings auch leichter unbeabsichtigt öffnen. Daher werden Normalkarabiner in Situationen verwendet, in denen die Geschwindigkeit des Ein- und Ausklippens wichtiger ist als die zusätzliche Sicherheit, die eine Verschlusssicherung bietet. Merke: Normalkarabiner sollten nur in Expressschlingen oder in einem redundanten System eingesetzt werden.

Der Schnapper-Bügel von Normalkarabinern kann gerade oder gebogen sein. Der Einfachheit halber wird der Schnapper Bügel meist als Schnapper bezeichnet. Gebogene Schnapper vereinfachen das Klippen in die Expressschlinge durch eine leichte Führung des Seils. Beim Einhängen in Bohrhaken sollte der Bügel allerdings gerade sein. Durch den geraden Schnapper wird ein Verkanten des Karabiners am Bohrhaken verhindert.

Neben Schnappern aus Vollmaterial (Full Gate) kann der Schnapper Bügel auch aus Draht bestehen. Der Drahtbügelschnapper hat drei wichtige Vorteile:

  • Das Gelenk von Karabinern mit Drahtbügel vereist deutlich langsamer. Dadurch sind sie auch in extremsten Bedingungen ein verlässlicher Partner.
  • Der Karabiner ist durch das dünnere Material leichter. Dadurch wird,
  • aufgrund der geringeren Masse des Drahtbügelschnappers, der sogenannte Whip-Lash-Effekt deutlich verringert. Der Whip-Lash-Effekt wird im Kapitel „Gefahren im Umgang mit Karabinern" ausführlich erklärt.

 

Karabiner mit Drahtschnapper haben jedoch einen nachteiligen Formschluss mit Karabinernase. Dies wird im nächsten Punkt erläutert.

Wofür dient der Formschluss?

Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass der Formschluss eines Karabiners essenziell für dessen Festigkeit ist. Die Festigkeit bei Offenbelastung beträgt in der Regel weniger als die Hälfte der Festigkeit im vollständig geschlossenen Zustand. Für den Formschluss des Karabiners gibt es zwei Lösungen. Die meisten älteren Schnapper haben einen Formschluss mit Nase, in die der Bügel hineinschnappt. Bei neueren Normalkarabinern kommt mehrheitlich das Keylock-System (Schlüssel-Schloss Prinzip) zum Einsatz. Hier ist die Nase durch ein T-Stück ersetzt, in welches der entsprechend gefräste Schnapper hineinschnappt. Bei Drahtschnappern wird nach wie vor meist der Formschluss mit Nase verwendet.

Allerdings hat die Nasenkerbe einen entscheidenden Nachteil: Bandmaterial, Reepschnüre oder Drähte können sich leicht an der Nasenkerbe verfangen und so ein vollständiges Schließen des Karabiners verhindern. Besonders gefährlich ist, dass sich Karabiner mit Nase beim Einhängen in Bohrhakenlaschen verkanten können. Dies verringert die Festigkeit des Karabiners deutlich. Bei Belastung wirkt die Sturzenergie hebelartig auf den offenen Karabiner und kann diesen verbiegen oder im schlimmsten Fall sogar brechen. Daher: besonders beim Einklippen von Karabinern mit Nasenkerbe immer überprüfen, ob diese vollständig geschlossen und nicht verkantet sind. Das Keylock-System hat hier also einen deutlichen Vorteil in der Handhabung.

KARABINER MIT VERSCHLUSSSICHERUNG

Wie der Name schon sagt, lassen sich Karabiner mit Verschlusssicherung durch verschiedenste Mechanismen sichern oder verriegeln. Dies ist immer dann besonders wichtig, wenn bei einem Versagen des Karabiners die Sicherungskette unterbrochen wäre. Situationen, in denen prinzipiell nur Karabiner mit Verschlusssicherung zum Einsatz kommen sollten, sind beispielsweise das Sichern der Kletterpartner*innen, das Abseilen, das Anseilen am Gletscher und der Standplatzbau. Vereinzelt werden auch Karabiner mit Verschlusssicherung in Expressschlingen verwendet. Fast jährlich kommen neue innovative Möglichkeiten der Verschlusssicherung für Karabiner auf den Markt.

Wichtige Eigenschaften eines Karabiners mit Verschlusssicherung sind einerseits eine große Verschlusssicherheit und andererseits eine einfache Handhabung. In diesen Punkten unterscheiden sich die verschiedenen Sicherungsmechanismen stark.

Karabiner mit Verschlusssicherung kann man in Karabiner mit manueller und solche mit automatischer Verschlusssicherung unterteilen. Karabiner mit manueller Verschlusssicherung müssen aktiv geschlossen werden; Karabiner mit automatischer Verschlusssicherung verriegeln sich automatisch, sobald man den Schnapper zuschnallen lässt.

Was macht Karabiner mit manueller Verschlusssicherung besonders?

Karabiner mit manueller Verschlusssicherung (z. B. Schrauber) müssen aktiv geschlossen werden. Daher ist ihre Handhabung deutlich langsamer als die von Karabinern mit automatischer Verschlusssicherung. Dass der Verschluss nicht automatisch verriegelt wird, hat allerdings auch Vorteile. Beispielsweise beim Beladen des Karabiners am Stand: Solange die Verschlusssicherung nicht verriegelt ist, kann der Karabiner analog einem Normalkarabiner gehandhabt werden. Karabiner mit automatischer Verschlusssicherung müssten offengehalten oder für jedes Element, das eingehängt wird, wieder vollständig entriegelt werden.

Um Schraubkarabiner zu verschließen, muss man zunächst den Bügel zuschnappen lassen und dann eine drehbare Hülse über ein Gewinde nach oben drehen. Dadurch wird der Schnapper arretiert. Man sollte darauf achten, dass die Schraubhülse gut läuft, denn nur dann ist ein einfaches Bedienen mit einer Hand möglich. Zum Öffnen von Schraubkarabinern muss die Drehhülse entsprechend wieder nach unten gedreht werden. Vorsicht beim Verwenden für HMS-Sicherung! Der Knoten kann bei ungünstigem Seilverlauf den Schraubverschluss öffnen. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass das Bremsseil auf der Seite des Karabinerrückens verläuft. Auch wenn man sich beim Bergsteigen, zum Beispiel auf einem Gletscher, anseilen muss, sollte man dafür einen Karabiner mit anderem Verschlussmechanismus wählen. Durch die Erschütterungen beim Laufen kann sich die Drehhülse langsam aufdrehen.

Das Verschlusssystem des Belay Masters ist ein, um einen zusätzlichen Verschlussmechanismus, erweiterter Schrauber-Verschluss. Wie auch alle anderen Schraubkarabiner muss dieser Karabiner zunächst manuell geschlossen werden. Einmal zugeschraubt wird ein massives Plastikteil über die Schraubhülse geklappt. So wird ein versehentliches Aufdrehen des Schraubverschlusses verhindert. Daher kann der Belay Master auch für HMS-Sicherung oder das Anseilen am Gletscher genutzt werden. Gleichzeitig verhindert das Plastik Element ein Verdrehen des Karabiners. So wird eine Querbelastung vermieden. Prinzipiell kann der Belay Master einhändig geschlossen werden, was aber einige Zeit und Geschick erfordert. Zum Öffnen muss wiederrum zunächst die Plastikarretierung abgehoben und dann die Schraubhülse aufgeschraubt werden. Man sollte beachten, dass der Belay Master mit einigen Autotuber und Tuber-Sicherungsgeräten nicht verwendet werden kann, da die Geräte an der Arretierung anstehen. Besonders beim Autotuber verhindert die Plastik Arretierung, dass die Blockier Stellung erreicht wird.

DIE AUTOMATISCHE VERSCHLUSSSICHERUNG

Karabiner mit automatischer, federgelagerter Verschlusssicherung verriegeln sich automatisch, sobald man den Schnapper zuschnallen lässt. Die innen liegende Feder ist bei diesen Karabinern neben dem Zuschnappen auch für das Verriegeln des Verschlussmechanismus verantwortlich. Dadurch sind diese Karabiner schneller zu handhaben und sofort sicher geschlossen. Allerdings muss zum Öffnen des Karabiners der Verschlussmechanismus jedes Mal vollständig entriegelt werden.

Der Twist-Lock Karabiner besitzt eine drehbare Hülse. Zum Öffnen muss diese um ca. 90° gedreht werden, bevor der Schnapper aufgeschoben werden kann. Twist-Lock Karabiner sind mit etwas Übung leicht einhändig zu öffnen. Genau wie Schraubkarabiner sind Karabiner mit Twist-Lock Verschlusssicherung nicht zur Verwendung mit HMS zu empfehlen. Hier kann ebenfalls bei ungünstigem Seilverlauf des Bremsseils der Verschlussmechanismus unabsichtlich geöffnet werden.

Wir bei EDELRID haben Karabiner mit dem sogenannten Slider Verschlusssystem entwickelt, die sehr schnell und vor allem gut einhändig bedienbar sind. Durch Nachuntenziehen eines kleinen Riegels an der Bügelaußenseite lässt sich der Verschluss öffnen. Durch die einfache Bewegung, die zum Öffnen des Karabiners vollzogen werden muss, eignet sich dieser Karabiner hervorragend für alle Situationen, in denen besonders schnell und dennoch sicher ein Karabiner eingehängt werden soll. Daher wird der Karabiner unter anderem auch in Expressschlingen eingesetzt. Einfach in der Handhabung bietet er ein deutliches Plus an Sicherheit im Vergleich zu den typischerweise verwendeten Schnappern (Normalkarabinern). Der Slider Karabiner ist aufgrund der fehlenden Verschlusshülse auch nach dem Verriegeln in Verankerungen frei drehbar. Die meisten anderen Karabiner bleiben oft mit der Hülsenkante am Bohrhaken hängen, wenn man sie drehen will. Dadurch wird ein Verhaken im Bohrhaken oder am Sicherungsgerät und somit eine Querbelastung des Karabiners verhindert. Darüber hinaus ist der Slider Verschlusskarabiner im Vergleich zu anderen Karabinern mit Verschlusssicherung sehr leicht.

Bei diesen Karabinern sind drei Bewegungen notwendig, um ihn zu öffnen. Es gibt zwei verschiedene Ausführungen von Triple-Lock Karabinern: die Push-and-Twist und die Pull-and-Twist Variante. Hierbei wird eine Hülse nach oben (Push) oder unten (Pull) verschoben und dann gedreht, um den Karabiner zu entriegeln bevor man den Schnapper aufdrücken kann. Dies bietet ein zusätzliches Plus an Sicherheit gegenüber dem einfachen Twist-Lock Karabiner. Eine einhändige Bedienung ist recht schwierig und erfordert einiges an Übung.

Der Ball-Lock Karabiner ist eine Sonderform der Triple-Lock Karabiner. Will man die Hülse drehen, muss man einen Knopf an der Karabinerhülse drücken. Dieser entriegelt die Twist-Hülse. Der Ball-Lock Karabiner ist mit ein wenig Übung einhändig bedienbar

Durch die Kombination des bereits beschriebenen Slider Verschlusses mit einem innen liegenden Drahtbügel haben diese Karabiner zwei komplett unabhängige automatische Verriegelungsmechanismen. Der Karabiner ist nur dann zu öffnen, wenn sowohl der Drahtbügel hochgeklappt als auch der Slider-Mechanismus betätigt wird. Weder durch alleiniges hochklappen des Drahtbügels, noch durch das Betätigen des Sliders allein ist der Karabiner zu öffnen. Die beiden erforderlichen Bewegungen sind nur schwer in einem Vorgang zu kombinieren und daher sehr sicher. Der Drahtbügel hält den Karabiner in Position und verhindert so eine Querbelastung des Karabiners. Dies sorgt für zusätzliche Sicherheit und macht diesen Karabiner ideal für die Verwendung mit den meisten Sicherungsgeräten, für HMS Sicherung und das Anseilen am Gletscher. Einzig manche Autotuber sollten nicht zusammen mit diesem Karabiner verwendet werden. Hier steht das Sicherungsgerät am innen liegenden Drahtbügel an und verhindert so die Blockierfunktion. Die Kehrseite der enorm hohen Verschlusssicherheit des Sliders mit Safelock ist, dass der Slider mit Safelock nur schwer einhändig zu öffnen ist.