PSA-Seile im Bergsport und in Arbeitssicherheitsanwendungen werden in der Regel vom herstellenden Unternehmen auf Länge konfektioniert. Die Seilenden werden dabei ultraschallverschweißt und gekennzeichnet.

In vielen Praxisanwendungen müssen Seile und Schnüre jedoch auch immer wieder von der nutzenden Person selbst geschnitten werden. In diesem Knowledge Base-Beitrag wird erklärt, wie Seile geschnitten und vor allem dauerhaft gegen Ausfransen versiegelt werden können.

Die Durchführung der im Folgenden beschriebenen Arbeiten sollten im Freien, unter Abzugseinrichtungen oder zumindest in gut belüfteten Räumen durchgeführt werden. Beim Schmelzen und Verkleben von Kunstfasern entstehen giftige Dämpfe, die nicht eingeatmet werden sollten. Darüber hinaus sollten hitzebeständige Handschuhe, idealerweise dünne Lederhandschuhe, verwendet werden. Die Arbeiten sollten zudem auf einer hitzebeständigen Unterlage durchgeführt werden.

Jeder Seilschnitt beginnt mit dem Ausstreifen des letzten Seilmeters. Dadurch wird ein straffer Sitz des Mantels auf dem Kern hergestellt. Verschwindet beim Ausstreifen der Kern im Mantel, muss der Schnitt mit ausreichendem Abstand durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass an der Schnittstelle der vollständige Kern vorhanden ist.

Danach besteht die große Herausforderung in der Materialzusammensetzung. Bei den meisten Seilen und Schnüren im Bereich der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) bestehen sowohl Mantel als auch Kern aus Polyamid 6. PA6 lässt sich gut schmelzen und dadurch versiegeln. Das beste Werkzeug hierfür sind spezielle Seilschneider – im Prinzip nichts anderes als ein Lötkolben mit einer Schneideklinge.

Mit der flachen Klinge des Heißschneiders wird zunächst der Mantel im Bereich des geplanten Schnitts glattgestrichen, so dass die Mantelgarnfasern zu einer glasigen Oberfläche verschmelzen. Anschließend wird mit der gut vorgeheizten Klinge und sanftem Druck das Seil durchtrennt. Die entstehenden Grate können mit der Klinge glattgestrichen werden.

Wer keinen Heißschneider besitzt, kann sich mit einem Bunsenbrenner, Campingkocher oder Feuerzeug behelfen. Auch hierbei wird das Seil zunächst ausgestriffen und der Mantel wird im Bereich des Schnitts über der Flamme glattgeschmolzen. Mit einem Teppichmesser wird das Seil dann im verschmolzenen Bereich glatt durchtrennt. Anschließend werden die am Ende offenliegenden Fasern an der Flamme verschmolzen und durch Abstreifen über den noch warmen Kunststoff (Handschuhe) wird die Schnittstelle glattgepresst. 

Komplizierter wird es, wenn das Seil oder die Schnur aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt ist. Es gibt Schnüre mit Dyneema®-Kern und Polyamid-Mantel, Aramid-Kern und Polyester im Mantel, Mäntel aus Polyamid und Aramid, Kerne aus Polyamid und Mäntel aus Polyester und alle weiteren vorstellbaren Kombinationen und Mischungen. Das Problem dabei ist, dass sich die Materialien beim Schmelzen nicht verbinden oder, wie das Aramid, nicht schmelzen sondern verbrennen.

Bei Materialgemischen aus Polyamid und Polyester ist die einfachste Möglichkeit, das Seil mit einem Heißschneider zu durchtrennen und dann mit der Klinge des Heißschneiders einmal quer und einmal im Winkel um 90° versetzt ins Seilende einzustechen. Damit wird der aufgeschmolzene Bereich deutlich vergrößert und statt einer chemischen Verbindung der Fasern entsteht nach dem Aushärten ein Formschluss. Anschließend können die verschmolzenen Bereiche an der Oberfläche noch mit der Klinge geglättet werden.

Bei Schnüren mit Dyneema® (UHMWPE) oder Aramid ist Hitze oft nicht das ideale Werkzeug. Am besten lassen sich solche Materialgemische mit Kleber verbinden. Dies geschieht folgendermaßen: Die Schnur wird an der Schnittstelle zunächst mit einem Klebeband umwickelt. In der Mitte des Klebebandes wird nun die Schnur mit einem scharfen Messer, am besten einem Teppichmesser, durchtrennt. Auf die offene Schnittstelle wird niedrigviskoser, also möglichst flüssiger Kleber, am besten auf Cyanacrylatbasis (Sekundenkleber), aufgeträufelt. Achtung: Eine geeignete Unterlage und Handschuhe, sowie ausreichend Belüftung sind hier notwendig! Der Kleber zieht aufgrund der Kapilarwirkung schnell ins Textil ein und verbindet die Fasern. Anschließend kann (muss aber nicht) das Klebeband noch abgenommen werden. Wer will, kann auch noch auf die letzten Zentimeter vor dem Ende etwas Kleber auftragen und einziehen lassen. Dadurch wird das Ende zusätzlich versteift und verklebt.

Wie bei allen PSA-Produkten und -Instandsetzungsmaßnahmen: Kennzeichnung und Dokumentation nicht vergessen!