Die Auswahl an Bergseilen ist zweifelsohne so groß wie nie. Dementsprechend komplex kann sich die Entscheidungsfindung beim Kauf eines Kletterseiles gestalten. Das Geheimnis für einen erfolgreichen Seilkauf ist, im Vorhinein schon zu wissen, wofür es hauptsächlich verwendet wird. Dazu sollte man einschätzen können, welchen Klettertyp man am ehesten verkörpert. Wer ambitioniert klettert, wird wahrscheinlich nicht um die Anschaffung mehrerer Kletterseile kommen. Nachdem zuerst der Einsatzbereich klar ist, sollten zweitens Kriterien wie Länge, Durchmesser, Gewicht, Imprägnierung etc. abgewogen werden, denn jede Anwendung hat ihre ganz eigenen Anforderungen. Anschließend wird in einem dritten Schritt der passende Seiltyp ausgewählt.


 

 

SPORTKLETTERN: MIT DEM PASSENDEN KLETTERSEIL

Paula ist seit Jahren eine ambitionierte Kletterin und war bereits in Sportklettergebieten weltweit unterwegs. Ihre Motivation: „Wirklich besser wird man nur, wenn man bis an seine Grenzen geht". Sie schreckt nicht mehr vor Stürzen zurück und hat gelernt, wie wichtig es ist, locker über die letzte Zwischensicherung hinauszuklettern. Paula ist bemüht regelmäßig zu trainieren, deshalb nutzt sich ihr Material auch entsprechend ab. Sie wählt sehr robuste Einfachseile, die auch häufige Stürze problemlos wegstecken und schwört auf die zweiflechtige Mantelkonstruktion der Sports Line. Seit Neuestem besitzt Paula zusätzlich ein extrem dünnes Einfachseil zum Rotpunktklettern. Mit 80 m Länge und dem geringen Durchmesser eignet es sich hervorragend dafür, auch lange Sportklettertouren am Limit zu punkten.

 

EIS- UND MIXED-KLETTERN

Josef steht nicht sehr auf klassische Wintersportarten wie Skifahren und Langlaufen. Er klettert lieber das ganze Jahr. Im Winter findet man ihn daher regelmäßig an Eisfällen. Sein Motto ist "je steiler, desto besser". Er schreckt auch nicht vor Nordwänden mit gemischtem Fels- und Eisterrain zurück. Josef ist fasziniert vom Eisklettern: "Irgendwie ist es wie Klettern und doch ganz anders. Das Eis verlangt mir und meinem Equipment extrem viel ab. Das ständige Grübeln, ob das Eis hält oder nicht, aber auch Nässe und Kälte sind Herausforderungen, die es zu überwinden gilt". Er weiß, dass besonders sein Seil ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist und den speziellen Ansprüchen genügen muss. Um den widrigen Bedingungen zu trotzen klettert, Josef daher mit leichten und imprägnierten Einfach-, Halb- und Zwillingseilen.

 

BIG WALL, FÜHREN, HIGHEND-KLETTERN

Markus wird magisch angezogen von den mächtigen Wänden dieser Welt. Er hat sich den Big Walls verschrieben. Ihm gefällt der Gedanke, auch mal mehrere Tage in der Wand zu verbringen. Am El Capitan und im Val di Mello konnte Markus sich schon beweisen und seine Big-Wall-Träume verwirklichen. „Wenn du am Fuß einer dieser großen Wände stehst und nach oben schaust, läuft dir ein kalter Schauer den Rücken hinunter". Wie es unter Big-Wall-Kletterern üblich ist, verwendet auch er bei solchen großen Projekten vor allem Einfachseile. Sowohl zum Klettern als auch zum Nachziehen bzw. Haulen des Materialsacks. Wobei Markus schnell erkannt hat, dass zum Nachholen am besten Statikseile verwendet werden. Um möglichst viel Sicherheitsreserve zu haben, verwendet er sehr robuste Seile, denn er weiß, wie gefährlich Abrieb und scharfe Kanten sind. In den Seilparametern sucht Markus bei der Seilwahl nach einem hohen Mantelanteil und einer hohen Sturzzahl.

 

HALLENKLETTERN UND TOPROPE-SEILE

Thorsten ist begeistert. Seit ihn seine Freundin Laura vor drei Monaten zum ersten Mal mit in die Kletterhalle genommen hat, ist er fasziniert von dieser Sportart. Nach seiner Erleuchtung ist Thorsten mittlerweile ein- bis zweimal in der Woche in der Kletterhalle anzutreffen. Da er sich in etwas schwierigeren Routen oft noch nicht so sicher fühlt, klettert er gerne im Toprope. Trotzdem merkt er, dass er sich mit jeder Trainingseinheit merklich weiterentwickelt. Lauras dünnes Einfachseil, welches die beiden bisher benutzten, ist vom vielen Hallenklettern schon relativ abgenutzt. Deshalb kauft sich Thorsten mit großer Freude sein erstes eigenes Kletterseil.

 

Passend für den vorrangigen Gebrauch rät ihm der Verkäufer zu einem etwas dickeren, robusten Seil, um möglichst lange Freude damit zu haben. Das Gewicht und die wasserabweisenden Eigenschaften spielen für Thorsten keine große Rolle, jedoch hilft ihm die Angabe der Sturzzahl bei der Auswahl eines langlebigen Kletterseils. In der Kletterhalle, in der sich Thorsten bewegt, sind die Wände nicht höher als 20 m und so genügt ihm ein 50-m-Kletterseil.

ALPINKLETTERN: PASSENDE SEILE FÜR KOPFSTARKES KLETTERN

Lisi ist eine kopfstarke, versierte Kletterin. Vor drei Jahren entdeckte sie ihre große Leidenschaft für das alpine Klettern. Seitdem sucht sie sich ihr Abenteuer in den Mehrseillängenrouten und alpinen Touren Europas. Dabei werden nicht nur gut eingebohrte Routen sondern seit neuestem auch Touren zum selbst Absichern beklettert. Sie ist viel unterwegs im Wettersteingebirge und den Dolomiten. „Das Gefühl viel Luft unter sich zu haben, nur ich, der Fels und das Material, ist ein sehr intensives Erlebnis."

Lisi hat schon viel erlebt und weiß, wie schnell sich die Bedingungen in alpinem Gelände ändern können. Wetterumbrüche und Zeitmangel können oft einen schnellen Rückzug aus der Wand erfordern. Auch Steinschlag und scharfe Kanten haben ihr schon oft Kopfschmerzen bereitet. Zudem sind meistens lange Zustiege zu bewältigen. Sie weiß wie anstrengend schweres Gepäck sein kann und ist darauf bedacht, so wenig Gewicht wie möglich mitzuschleppen. Sie greift beim Seilkauf zu leichten Halb- und Zwillingsseilen.

BERGSTEIGEN UND HOCHTOUREN: DAS KLETTERSEIL FÜR JEDE*N GIPFELSÜCHTIGE*N

Herbert hat ein Problem. Er leidet unter Gipfelsucht und schaut, dass er Winter wie Sommer so viel wie möglich in die Berge kommt. Auch größere Projekte in den Westalpen konnte er schon meistern. Er macht sich nicht so viel aus klassischer Kletterei. Einfache Gratpassagen sind natürlich kein Problem und werden routiniert überwunden.

Herbert geht auch viel auf Hochtouren und quert dabei liebend gerne zerklüftete Gletscher. Um nicht endgültig in einer Spalte zu verschwinden oder einen spektakulären Abgang am Gipfelgrat zu machen, verwenden er und seine Partner*innen immer ein Seil. Dabei schaut er vor allem darauf, dass es möglichst leicht und wasserabweisend ist. Am liebsten sind ihm dünne Einfachseile, teilweise in Kurzlängen oder in manchen Fällen auch robuste Halbseile.