Vom 08.-15.05.2024 haben wir eine Woche im Tessin beim Bigwallcamp verbracht – im Mittelpunkt stand dabei, sich auf die Finger zu klopfen und an schwindligen Placements hochzuziehen. Begleitet wurden wir auf unserer Expedition von den Experten Robert Jasper und Jörn Heller.
Unser Treffpunkt am Mittwochabend war der Campingplatz in Gordevio. Robert, der bereits potenzielle Erstbegehungen erkundet hatte, fand an der Parete di Sonlerto interessante Routen, die unser Programm für die nächsten Tage werden sollten. Gemeinsam wollten wir zwei mögliche Routen im Bigwallstil erschließen.
Am nächsten Tag erhielten wir eine Einführung ins Aidklettern, bevor wir uns langsam durch feine Risse und Verschneidungen arbeiteten. Dabei wurde deutlich, dass Aidklettern anstrengend sein kann und viel Zeit in Anspruch nimmt. Die mühsam erklommenen Meter wurden mit Statikseilen gesichert und nach einem langen Tag kehrten wir zum Campingplatz zurück.
Am folgenden Tag mussten wir zunächst an den fixierten Statikseilen hochjümarn, bevor es mit dem Aidklettern weiterging. Der Ablauf war zwar eintönig (Placement setzen, Fifi einhängen, Placement testen, hochziehen und das nächste Placement setzen), aber die Placements waren immer unterschiedlich und erforderten eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fels und seinen Strukturen. Teils windige Placements und die viele Luft unter uns sorgten dennoch für Spannung. So wurde der Tag sehr kurzweilig und es gab keinen Platz für Langeweile. Abends stieß Jörn, unser zweiter Ausbilder dazu und wir hörten einen spannenden Vortrag über den Patagonien-Trip von Thomas März und Fabian Hagenauer.
Am Samstag teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Im Wechsel hörte ein Teil der Gruppe einen Workshop über Portaledges und das Schlafen in der Wand, während die andere Hälfte weiter an unseren Routen arbeitete. Es blieb auch Zeit, um ein paar Freiklettermeter in der Super Cirill zu sammeln und am Fuß der Wand eine Tradroute zu erkunden und zu planen. Nach einem langen Tag verbrachten wir die Nacht an der Wand in unseren Portaledges. Dank dem klaren Sternenhimmel über uns und der grandiosen Atmosphäre im Team empfanden wir den Aufenthalt fast schon als Luxuscamping.
Am Sonntagmorgen starteten wir zeitig damit, unsere Routen abzuschließen und die Fixseile abzubauen, da für den Abend Regen angekündigt war. Wir bereiteten alles so vor, dass mögliche Wiederholer ebenfalls Spaß haben können. Das Abbauen der Fixseile erwies sich dabei als ziemlich zeitaufwändig. Insgesamt eröffneten wir in 4 Tagen ein Tradprojekt und verlängerten zwei Technorouten, nämlich die „La Scimmia tecno“ mit ihrer Erweiterung zur „La Scimmia tecno estensione“ und den „Zecken-Highway“. Dabei wurden nur Standplatzhaken gesetzt. Unser Tradprojekt hingegen wartet noch auf eine erfolgreiche Rotpunktbegehung.
Am nächsten Morgen, als das Wetter schlechter wurde, begannen wir damit, die Topos für unsere Routen zu zeichnen. Am Nachmittag nutzten wir eine kurze Regenpause, um unsere Jümartechnik zu verbessern. Es stellte sich heraus, dass einarmige Klimmzüge auf Dauer ziemlich anstrengend sind, aber nach einigen Runden Jümarn am Ponte Brolla fühlte es sich plötzlich viel einfacher an!
Abends erzählten uns Robert und Jörn von ihren spannenden Expeditionserlebnissen, was dazu führte, dass es ziemlich spät wurde, bevor wir schlafen gingen. Aber das war nicht so schlimm, da das Wetter am nächsten Morgen sowieso schlecht sein sollte. Bei wechselhaftem Wetter konzentrierten wir uns am letzten Tag erneut am Ponte Brolla auf effizientes Haulen und den Aufbau von Fixseilen. Trotz Regens konnten wir am Nachmittag noch einige überhängende Routen klettern, die trocken geblieben waren, bevor der Lehrgang zu Ende ging.