Im Zentrum des Trips steht für die beiden ganz klar das Klettern: kräftig, löchrig, überhängend. „Der Fels ist ein wenig wie in unseren Heimatgebieten Cuenca oder Margalef, aber nicht so scharf und daher etwas schonender für die Haut“, findet Ana. In Cuenca kletterte sie im Jahr 2022 mit Cordia Maleficarum ihre erst 9a und holte sich damit nach Alex Garriga die 2. Begehung der von Dani Andrara eingerichteten Route. Simon, der zu dieser Zeit verletzt war, unterstützte sie während ihres einmonatigen Projektierens, lieh sich über den gesamten März für jeden Klettertag ein anderes Auto von einem anderen Cousin, weil ihr eigener Bus zu dieser Zeit kaputt war. Simon fuhr Ana jedes Mal zwei Stunden von Madrid nach Cuenca, sicherte sie, munterte auf, half bei der Beta, brachte seine erschöpfte Freundin am Abend wieder zurück nach Madrid und lieferte das geliehene Auto ab. Einmal fuhren sie die ganze Strecke umsonst, da der Wetterbericht falschlag und die Bedingungen zu schlecht zum Klettern waren. Auch wenn sich noch so viele Hindernisse in den Weg stellten, Aufgeben war keine Option. Noch heute strahlen die beiden voller Freude und Motivation, wenn sie an diesen gemeinsamen Prozess zurückdenken.
Motivation spielt eine große Rolle in ihrem Leben. Simon hat seit seiner Jugend ein Mantra: EAM – escalar a muerte. Sinngemäß heißt das so viel wie „Gib alles!“ oder „Hau rein!“ Für Simon bedeutet es, nicht nur in einer Route alles für sein Ziel zu geben, sondern auch wenn es um das Drumherum, das Leben im Allgemeinen geht. „Dieses Mantra begleitet mich schon sehr lange. Eine Zeit lang habe ich fast alles in EAM und Nicht-EAM eingeteilt. Wenn ich ein Wasser getrunken habe, war es EAM. So ein großes, fränkisches Kuchenstück wäre das Gegenteil von EAM gewesen,“ erzählt er fröhlich. „Ana hat die Try-Hard-Mentalität von Anfang an mit in unsere Beziehung gebracht. Sie schafft es immer, mich zu motivieren, ob es Projekte sind oder das Überwinden einer Verletzung.“
Auf ihrem Trip durchs Wiesent-, Trubach- und Pegnitztal ließen sich die beiden auf eine gute Mischung aus kleinen Projekten, großen Klassikern sowie genussreichen Touren ein. Dabei wandelten sie auf den Spuren von Kurt Albert und kletterten unter anderem Sautanz (7b+ | 9-) sowie die fotogene Supernase (8) in Gößweinstein. Ana holte sich eine Flashbegehung der Wolfgang-Güllich-Route Slimline (8a+ | 10-) und brauchte auch bei den sommerlich-heißen Temperaturen nur zwei Tage, um Roof Warrior (8c | 10+/11- ) zu punkten. Simon hatte in Jerry Moffats Buch Revelations über dessen barfüßige Erstbegehung von Ekel - der ersten deutschen 9+ (7c+) - gelesen. Grundgenug nach Obertrubach zu fahren und den Dachklassiker zu machen.