Mit „EYWA“ gelingt Simon Gietl und seinem langjährigen Kletterpartner Vittorio Messini bereits die dritte Erstbegehung am Pordoi. Nach „Pandora“ (2019) und „Avatar“ (2022) folgte im November 2023 „EYWA“ – „eine runde Sache“, wie der Alpinist treffend bemerkt. So wie Eywa im Film Avatar die Na'vi mit ihrer Welt verbindet und ihnen Lebensenergie spendet, spürt Simon, dass seine Leidenschaft fürs Klettern ihn mit etwas Größerem verbindet.
Beim Eisklettern geht es darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Oft reichen schon wenige Tage aus, um die Qualität des Eises so stark zu verändern, dass zuvor begehbare Linien unzugänglich werden. Umso mehr freuten sich Simon und Vittorio über das Geschenk, das ihnen Mutter Natur Anfang November am Pordoi machte. Heftige Niederschläge und kalte Temperaturen im Herbst sowie die optimale Lage der Wand sorgten 2023 für außergewöhnlich gute Bedingungen zum Eisklettern – eine Seltenheit in den Dolomiten zu dieser Jahreszeit.
„Schon am ersten Tag war uns klar, dass die Route das Potenzial zu einem neuen Klassiker hat.“ Und genau so kam es: Während des etwa dreimonatigen Zeitfensters, in dem die Linie von kletterbarem Eis bedeckt war, folgten zahlreiche Nachahmer*innen begeistert den Spuren von Simon und Vittorio. Die Erstbesteigung der Mixed-Route (570m, WI6, M6), einer Kombination aus mehreren alten Felsrouten, gelang dem Duo in nur zwei Tagen. Am 09. November kletterten die beiden Freunde vom Wandfuß bis zum Band. Eine Woche später querten sie direkt in das Felsband ein, um den oberen Teil der Linie bis zum Gipfel zu bezwingen.